Die letzten zwei Jahre lang hatte ich vorgehabt, eine Radwanderung zu unternehmen. Vor zwei Jahren (2007) hatte ich einen kurzen Ausflug nach Fahrland gemacht und meinen Schlafsack vergessen. Ich mußte die Tour sofort am nächsten Tag beenden, weil die Kälte in der Nacht keinen Schlaf zugelassen hatte. Ich habe stattdessen die Nacht durchwacht und am nächsten Morgen, als die Sonne mein Zelt aufgewärmt hatte, noch drei Stunden schlafen können. Damals war ich nichts desto trotz extrem begeistert von der Luft und den Gedanken, die mir durch den Kopf gingen – ich war trotz der Strapaze erholt gewesen und nahm mir vor, wenigstens nächstes Jahr noch einmal loszufahren. Letztes Jahr waren die Rollenspieltermine mir wichtiger, ich hatte kein vernünftiges Rad und ich hatte auch Muffensausen. Dieses Jahr (2009) sollte es mir endlich gelingen. Ein paar Fahrten hinaus in die Vorstadt unterstützten mein Vorhaben sowohl als körperliches Training als auch durch die erfahrbare Nähe der Natur, die in mir den Wunsch auslöste, wieder draußen sein zu wollen. Vielleicht hat das jeder schon einmal erfahren, wenn er aus der Innenstadt in die Vorstadt fährt. Der Geist ändert sich. Die Leute sind besser gelaunt, sie fangen an zu „zwitschern“. Sie haben Interesse an dem Nachbar der neben ihnen sitzt, haben einen verständnisvollen Blick auf dem Gesicht und sind viel schneller bereit, ein paar Worte miteinander auszutauschen. Trotzdem war ich mir nicht sicher, in den Osten zu fahren. Geschichten über Nazis oder bösen Leuten mußte ich zuhören. Zwei meiner Freunde hatten regelrecht Angst um mich gehabt. Die Pro und Cons zeugten eine Pattsituation in mir; ich würde schließlich den Ausschlag geben müssen und mich selber aufraffen, soviel wurde mir bewußt. Als eine meiner festen Rollenspielgruppen einen Ausfall von über 3 Monaten verbuchte, kündigte ich meinen Urlaub dann auch an. Ich würde die letzten beiden Wochen im Monat Mai auf Tour sein und plante und bereitete alles daraufhin vor. Noch in der letzten Woche vor Montag, dem 18.5.09, meinem festgelegten Abfahrsttermin, war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt weg wollte. Es klappte alles so gut. Das Bett war so weich geworden. Ich hatte Spaß am schreiben im Internet gefunden und die Arbeit an meinem Rollenspielsystem schien auch zu laufen. Aber es muß nicht alles aus dem Ruder laufen, um einen schönen Urlaub zu erleben, dachte ich mir und versteifte mich weiter auf die Abfahrt. Am Wochenende glaubte ich alles gut vorbereitet zu haben, am Sonntag war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich am Montag losfahren könnte und zog die weiche Tour mit den Worten vor „Du mußt nicht alles übers Knie brechen, Du folgst einfach deinem Rhythmus und fährst los, wenn Du fertig bist“. Am Montag kaufte ich das was ich benötigte noch ein. Ich hatte mich gut vorbereitet. Eine Packliste, die Karten mehrfach ausgedruckt und die Stellen aufgeschrieben, wo ich Drogerien fände, um Sachen nachzukaufen. Ich bin zwar erst um 8 Uhr aufgestanden, um 10 Uhr in der Drogerie gewesen, aber ich würde den Tag nicht mehr hier verbringen um auf morgen zu warten. Also gepackt, den Strom und das Wasser abgedreht, die Pflanzen mit einem Wasserspeicher versorgt, ein kurzes Stoßgebet und ab mit uns in die S-Bahn nach Bernau.
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