Freitag, 21. Mai 2010

Vorbereitungen

Nach meiner Tour im letzten Jahr stand für mich schon eine in diesem Jahr fest, aber erst im Februar hatte das ganze Vorhaben Form angenommen. Die Externsteine wollte ich schon Ende der 80er mal sehen. Damals hatte ich mit einem Freund über einem Buch über Kultplätze in aller Welt gesessen. Dort hieß es in etwa, die Externsteine seien das Pendant zu Stonehenge in Deutschland. Das mußte ich natürlich sehen. Erst in den diesjährigen Recherchen mußte ich feststellen, daß dieses Buch sich auf die Propaganda der Nazis bezogen hatte und war sehr enttäuscht. Nagut, dachte ich mir, dann nehmen wir eben alles mit, was auf dem Weg liegt, damit sich die Fahrt so richtig lohnt, unter anderem wollte ich unbedingt nach Aachen und auch mal Hollands viel gelobte Fahrradwege ausprobieren. Der Routenplaner gab dann letztendlich eine Strecke von über 1600 km an und ich schloß daraus, daß ich in etwa 5 Wochen unterwegs sein würde, wenn ich nach den Externsteinen noch Lust hätte, weiter zu fahren.

Die Liste meiner Sachen hatte ich vom letzten Mal noch und mußte diese nur zum Teil aufarbeiten, was auch nach dieser Tour wieder geschehen wird. Ich hatte mich für meinen wärmeren Schlafsack entschieden, zum ersten Mal für eine Fahrradhose.

Aber man benötigt nicht nur eine Liste mit den Packsachen, auch die Liste mit den Dingen, die man noch nicht erledigt hat, ist sehr wichtig, mußte ich feststellen, als ich doch noch ein paar Kleinigkeiten vergessen hatte. Aber davon gibt es bestimmt noch später was zu lesen.

Ihr müßt manchmal auf das Datum achten, weil die Veröffentlichungsdaten und die Schreibdaten leider nicht immer in der selben Reihenfolge erscheinen.

Viel Spaß beim Lesen der Tour 2010

;) Roger

PS: Manche Bilder entstammen dem Wiki, dort stehen sie unter der Gnufdl.
Wenn Ihr Fehler entdeckt, dann würde ich mich freuen, wenn ich diese mit Eurer Hilfe korrigieren kann!

18 April 2010 Durch Brandenburg an der Havel



Morgens war es warm, aber ich hatte nicht sofort die Kraft aufzustehen. Dann alles zusammengepackt und danach erst den Platten am Hinterrad gesehen. Wieder alles runter und den Reifen an einer großen Lache auf der Wiese geflickt. Eine Stunde später war ich abfahrtbereit. Es ging weiter über Zachow, Gutenpaaren, Roskow, Weseram. Auf der Karte stand, es soll hier ein Hügelgrab geben. Auf Verdacht frage ich einen Mann bei der Gartenarbeit. Er sagt, das wäre da vorne bei der Bushaltestelle, aber dort sähe man nicht viel bis garnichts. Trotzdem stelle ich mein Rad ab und gehe über die große Blumenwiese auf ein paar verdächtige Hügel zu, wie ich sie schon von anderen Stellen her kannte. Nach einer viertel Stunde ungefähr gab ich die Suche auf und kehrte mit Fotoapperat und Durst zum Rad zurück. Wenn dort etwas ist, dann entzieht sich das meinem Blick völlig. Ich fahre weiter über Klein Kreutz, Pfänderbucht nach Brandenburg. Hier kann ich den Reifen aufpumpen und schieße noch ein paar Fotos von der Stadtmauer, dem Dom und einer Kirche. Immer wieder auf der Fahrt muß ich Leute nach fragen, weil sich die Wege oft nicht ohne weiteres aus der Karte erschließen lassen. Werde dann wie so oft auf die Straßenwege verwiesen. Durch Plaue durch fahre ich dann noch über Neubensdorf bis hinter Herrenhölzer. Ich fahre schließlich in den nahen Kiefernwald und raste dort.

17 April 2010 Von Zuhause bis Zachow


Um viertel nach Sechs bin ich aufgewacht, habe kurz meditiert. Die Sachen hatte ich schon am Vortag gepackt gehabt, habe aber noch trotzdem viel Zeit zum Zusammensuchen einiger kleiner Dinge gebraucht. Dann bin ich schließlich aufgebrochen und habe am Abend feststellen müssen, daß ich doch noch meine Routenplanung vergessen hatte - nicht jedoch die Fahrradkarten. Der Tacho hatte sich auch verabschiedet, zeigte nur noch die Zeit an. Dann kam noch ein Platten hinzu. Rollsplitt hatte meinen Reifen trotz Punctureschutz durchbohrt. Mit bloßem Auge habe ich das Loch flicken können und bin dann halbplatt bis zur nächsten Tankstelle weitergefahren. Dann weiter in die Dallgower Heide, die sich als Sandgrube entpuppte und schwer zu durchfahren war. Schließlich lud, wie so oft, eine Feuchtwiese zum Übernachten ein. Mitten in der Nacht, so um ein Uhr, wache ich auf und mir ist kalt. Ich schließe den dicken Schlafsack, den ich zuvor als Decke verwandt hatte und heize mich total auf. Ein Hund kläfft und ich denke mir, der Ärmste, die haben ihn bestimmt rausgeworfen und er fühlt sich von der Kälte total angegriffen und kläfft deshalb, um den "Feind" loszuwerden. Schließlich schlafe ich ein.



Im Zelt liegend noch speckig



Zwei Grauenten auf der Feuchtwiese bei Zachow
Da dachte ich noch, die wären eine Ausnahme


Feuchtwiese bei Zachow

Das erste Mal aufbauen.
Zum Schlafen bereit gemachtes Zelt

19 April 2010 Im Elbetal



Habe in dieser Nacht leider nicht so gut schlafen können und bin früh mit Hunger aufgewacht. In Genthin konnte ich mir was kaufen und Essen und den Luftdruck kontrollieren. Auf der Karte war ein Radweg direkt an dem Elbe-Havel-Kanal angegeben, doch dort wurde gerade mit schweren Gerät gerodet und die Deichwege waren voll von Ästen und Fahrrinnen der Maschinen, sodaß man kaum 10 Meter fahren konnte. Schließlich habe ich doch noch einen Fahrradweg nach Seedorf und Parey finden können. Weiter ging es nach Güsen, Ihleburg, Parchau durch Burg hindurch. Hier konnte man sich schon ein paar Restaurierungsarbeiten leisten. Aber ich hatte keine Ruhe mehr und bin gleich weiter nach Detershagen. Auf dem Weg sah ich zum zweiten Mal ein Grab mit Blumen und wollte diesmal wissen, wem dort gedacht wird. Den genauen Wortlaut kann ich nicht wiedergeben : Hier liegt ein Jude, der von Faschisten ermordet wurde. Das Grab sah aus, als ob es in der DDR-Zeit zu Propagandazwecken errichtet wurde, jedoch muß das Interesse auch weiterhin bestehen. Das hat mich gerührt. In Detershagen führt der Weg dann in die Stadt und wieder in die entgegengesetzte Richtung durch einen Tunnel in den Wald; ohne einheimische Hilfe findet man das nicht. Ich mußte also wieder zurück in das Dorf. In Detershagen bot sich mir ein komischer Anblick. Es gibt einen Teich an dem in etwa 4 Meter Entfernung der Fahrrad- und Gehweg verläuft. Davor stehen auch noch ein paar Bänke. Das störte ein Schwanpäarchen jedoch nicht, direkt vor den Bänken ihr riesiges Nest aufzubauen. Sie ließen sich weder von Fußgängern noch von Fahrradfahrern beirren und bebrüteten leicht gereizt ihr Nest. Da ich heute nicht mehr nach Magdeburg rein wollte, blieb mir nur in der Nähe von Waldschule an der A2 und der ICE-Trasse zu rasten. Dort haben sich die Wildschweine nieder gelassen, wie mir ein ängstliches Päarchen mit Hund sagte. Obwohl ich eigentlich wußte, daß Schweine Menschengeruch meiden, habe ich dann noch ein wenig nachgeholfen und das Zelt mit ein paar toten Ästen bewehrt.


Der Berliner Torturm der Burger Stadtmauer.
Oben die Tür, die zum Obergang des Tores über die Straße führte.


21 April 2010 Ehemalige Grenze


Der schlimmste Tag seit dem Start. Regen, Hagel und Sturm. Von Seehausen, Eggenstedt, Beckendorf, Ausleben, Warsleben, Hötensleben über die ehemalige DDR-Grenze rüber.


Eine gut erhaltene Bockwindmühle






Dann kam noch der fliegende Sand vom ehemaligen Braunkohletagebau zu dem Sturm hinzu. Ich konnte kurzzeitig nicht mehr atmen. Im Mund Erdgeschmack. Ich mußte mich umdrehen und einmal sogar umkehren um Schutz zu suchen. Leider hatte ich dann noch Erbsen gegessen, die höchstwahrschleinlich zu dem Leistungsstau beigetragen hatten. Jedenfalls packte ich keine 35 Kilometer an dem Tag. Dann kam mir am Nachmittag noch ein fröhlicher, älterer Mann den Berg hochgejoggt. Er erzählte mir, er würde mit seinen 73 Jahren (!) zehn Kilometer unter einer Stunde laufen, Tagesfahrradtouren über 160 Kilometer in den Harz und wieder zurück machen. Wenn ich nicht schon frustriert war, dann war ich es jetzt. Aber nicht aufgeben . . .


Ein kleiner Vogel in der Nähe des Zeltes auf dem Elm.
Wahrscheinlich eine Mückenart?


20 April 2010 Magdeburg


Es war kalt die Nacht. Der dicke Sack hat jedoch gehalten und mir eine angenehme Nachtruhe schenken können. Viele körperliche Schmerzen und Umstellungen machen sich nach wie vor bemerkbar. Der Elbauenweg nach Magdeburg ist schön und schnell. Magdeburg überrascht mit Größe und den vielen Kirchen. Es war die Kaiserpfalz von Otto dem Ersten. Fotos von Magdeburg oder anderen berühmten Sachen zu machen, lohnt sich nicht, dachte ich mir. Aber nicht immer sollten sich im Internet bessere Fotos finden lassen. Naja, ich wollte auf jeden Fall zum Dom und Otto einen Besuch abstatten. Dort finden nach wie vor Ausgrabungen statt, die schon weltweites Aufsehen erregten. Jedoch war die Stimmung eher spinnennetzartig, als ich vor dem Gitter und dem unbeleuchteten Sarkophag von Otto stand. Ich bin dann auch gleich weiter.


Ein paar Speicherhäuser an der Elbe


Der Dom vom der Bodenperspektive
von der anderen Seite der Elbe aus

Durch die vielen Gründerzeithäuser fühlte ich mich beinahe so, wie in Berlin. Über Diesdorf, Niederndodeleben, Groß- und Klein Rodensleben, Bergen nach Seehausen, wo ich am Berg über dem See einfach an dem Feldweg mein Lager aufschlug. Da spielte ich noch mit dem Gedanken, mir ein Auto zu schnappen oder mit dem Zug zurück zu fahren, so sehr hatte mein eingerosteter Körper zu schaffen.

24 April 2010 Hameln an der Weser


Die kälteste Nacht auf der ganzen Fahrt liegt hinter mir.

Selbst das Fahrrad ist mit Reif überzogen.

Von Burgstemmen nach Elze, weiter nach Mehle, wo ich einkaufen konnte und mir ein Mann mit dem ich ins Gespräch gekommen bin einen Fahrradweg nach Hameln verriet. Der sei neu und führe an der B1 weiter bis nach Hameln. Ich folgte seinem Rat und war sehr schnell über Mehle, Quantorf, Bensdorf, Oldendorf, Gut Voldagsen, Marienau, Coppenbrügge, Behrensen, Afferde nach Hameln. Hameln ist eine sehr schöne Stadt. Der Altstadtkern ist fast vollständig erhalten und hat mich mit seinen Häusern umgehauen. Trotzdem bin ich nicht lange geblieben, war kurz noch meine Wäsche waschen und bin dann an der Weser weiter nach Tündern, dann die Emmer hoch in Richtung Hagenohsen, um vor Hämelschenburg auf einer Pferdekoppel halt zu machen. Es war sehr warm an dem Tag und ich konnte eine Stelle zum Fluß ausfindig machen, an der ich meine Haare waschen konnte. Wie ich mir schon dachte, kam um halb Fünf die Pferdebesitzerin vorbei. Leider wurde ich ein erstes und letztes Mal von der Stelle vertrieben. Sie gab mir jedoch noch einen Rat, wo ich zelten könnte. Eine Stunde Auf-, dann Ab-, Suche nach einem Platz und Wiederaufbau verbrauchten fast den ganzen Abend. Aber ich konnte noch weit vor Sonnenuntergang mein Zelt den Fahrradweg herunter beziehen, wie so oft, an einer Eisenbahntrasse.


Das Wahrzeichen von Tündern
eine Holländische Turmmühle an der Weser

23 April 2010 Salzgitter und Hildesheim


Habe mich heute entschieden, die Tour trotz aller Widrigkeiten zu verlängern und nach Holland weiter zu fahren. Ich versetzte mich dazu in Gedanken nach hause und stellte mir vor, was ich dort machen würde. Diese Vorstellung war so langweilig, daß die Weiterfahrt eindeutig gewonnen hatte.

Die Nacht war wieder sehr kalt. Alles war eingefroren, wie man auf den Fotos des letzten Postings erkennen kann. Aber mit dem dicken Schlafsack war das kein Problem.

Ich kam gut voran. Das Land war eben und es gab leichten Rückenwind. Aus der Umgebung von Salzgitter - Drütte - ging es hinein in die Stadt und gleich wieder hinaus, denn es gab außer der Großindustrie nichts zu sehen - vielleicht das Naherholungsgebiet um den Salzgittersee in Lebenstedt. Die Strecke führte mich dann über Reppner, Barbecke, Söhlde, Himstedt, Bettrum Dingelbe, Fansen, Dinklar, Bettmar in das Autokorso Hildesheim. Nichts wie raus, denkt man sich. Hildesheim ist eine Enttäuschung für mich, aber nicht die größte. Über Himmelsthür nach Nordstemmen an die Leine bis nach Burgstemmen. Zwei große Burgen stehen dort, auf der Westseite bei Nordstemmen die Marienburg, die gespenstisch im Dunst aufragte.

Marienschloß auf dem Marienberg

Und an der Leine die Brücke bewachend die hohe Poppenburg. Diese alte Festung hatte im Gegensatz zu der Marienburg strategische Aufgaben und bewachte den Hellweg urkundlich ab Mitte des 13. Jahrhunterts.


Poppenburg an der alten Hellweg-Brücke.
Die B1 führt fast genau auf dem alten Königs-, Militär- und Handelsweg entlang.
Die Fotos sind in diesem Falle sogar besser als die aus dem Wiki!


Nahe dieser Festung gibt es eine große Wiese an der Leine.
Hier war meine Tagestour beendet.

Hier noch ein paar Fotos von dem Tag
Die letzten drei innerhalb des Zeltes
So sah meine Schlafstätte aus


22 April 2010 Schöppenstedt und Wolfenbüttel





Gut geschlafen, aber beim Zeltabbauen hat es in meinem Rücken plötzlich geknackt. Wenn auch nicht ganz unheilsam, da ich mich schon lange mit Schmerzen im Beckenbereich herumschlage, die wahrscheinlich auf eine Sehnenverkürzung zurückzuführen waren - hatte auch schon eine Entzündung deshalb. Also den Schmerz ertragen und weiter über den Elm in die Till-Eulenspiegel-Stadt Schöppenstedt. Schon diese Stadt hat schöne Fachwerkhäuser. Dort aß ich etwas und fuhr dann weiter über Groß Vahlberg, Weferlingen, Dettum, Ahlum nach Wolfenbüttel, mit einer der schönsten Städte, die ich auf der ganzen Fahrt durchfahren sollte. Hier wurde die erste bedeutende evangelische Großkirche - die St. Marienkirche - erbaut. Es gab also doch mal evangelische Kirchen mit Sankt im Namen. Ein hochragender, seltsam anmutender Bau, den ich sofort in Augenschein nehmen mußte.

St. Marien


Dann bin ich noch ein Stück weiter in das Stahlindustriegebiet um Salzgitter hinein über Fümmelse nach Drütte, wo ich in einem Vorstadtpark an einem Bach mein Zelt aufschlagen konnte.










Das sind Bilder vom nächsten Morgen,
aber sie zeigen wie es und ich da aussahen

29 April 2010 Lippe, Die Haard, Hohe Mark


Ich bin an diesem warmen Tag der Lippe soweit wie es ging gefolgt, habe mich trotzdem wieder mit den Römerweg-Schildern vertan, dachte ich würde in die falsche Richtung fahren, jedoch hat mir später ein Einheimischer gesagt, es wäre egal gewesen, ich hätte auf beiden Wegen weiter von Lünen nach Datteln gekonnt. Er beschrieb mir einen schönen Fahrradweg über Datteln, wo er mir im Hafen ein Restaurant empfahl, daß wunderbare Spare-Rips servieren soll. Ich habe dem Mann nicht aufs Auge gebunden, daß ich seit weit über 10 Jahren auf Fleisch verzichte, war aber dankbar für den Wegetipp. Durch Datteln hindurch ging es weiter durch Die Haard nach Haltern am See. Ich machte zu der Zeit noch Mittagspausen, dieses Mal am Oberen Stausee, einem der zwei größeren Seen in oder um Haltern. Dann fuhr ich nochmal zurück, holte mir noch was zu trinken, da es recht warm war und fuhr in den Naturpark Hohe Mark. Jetzt erst erfahre ich, daß dort eine der letzten Wildpferdherden lebt. Ich hatte keines der 300 Exemplare zu Gesicht bekommen, hatte aber ordentlich Angst vor einem Gewitter und suchte mir einen Unterschlupf, falls es hoch her gehen sollte in der Nacht. Ein umgestürzter Baum - einer von so vielen wintergeschädigten und unterspülten die ich auf der Fahrt gesehen hatte - sollte meine Notunterkunft werden, falls es zu stürmen anfinge; aber es blieb relativ ruhig, nur ein leichtes Donnern war aus der Ferne zu hören.

28 April 2010 Hamm



Ein sollte ein schöner, warmer Tag werden. Ich habe mich an der Sonne orientiert und bin diesmal nicht den Schildern gefolgt und konnte mich bis zur Lippe durchschlagen und bin dann am Flußufer entlang bis nach Uentrop gefahren. Dort bot sich ein Kanalweg nach Hamm an, der seltsam undurchsichtig, schlammig wirkte.


Deutlich kann man das trübe Wasser erkennen



Mein Packesel.


Zudem mahnten viele Schilder zur Vorsicht. Radioaktivität soll in dem Wasser vorhanden sein.

Ich traf zufällig gerade einen Mann von der Schifffahrtsbehörde, der mich über den Zustand des Kanals aufklären konnte. So soll es sich um Radioaktiv-Aufkleber der AKW-Gegner handeln, die überall auf die Schilder geklebt wurden und dadurch offiziell wirkten. Und das Wasser sei so trübe, weil innerhalb der Woche die Schiffe den Boden des flachen Kanals auftrieben. Am Sonntag soll das Wasser klar sein.


Hamm ist eine große Stadt. Ich brauchte eine ganze Weile, um wieder draußen zu sein. Im Hintergrund sieht man die Lippe im Norden, am Ufer den hellen Fahrradweg in Ost-West Richtung. Nach Westen bin ich dann weitergefahren. (Aufs Bild klicken um es zu vergrößern, stammt aus dem Wiki und steht unter Gnulfd)


Überall begleiten mich hier große Industriegebiete und Kraftwerke (Hamm-Uentrop)


Man kann leider nicht erkennen, wie gigantisch die Kühltürme über einen aufragen (In der Nähe von Werne). Im ausgeleiteten, warmen Kühlwasser der Kraftwerke tummelten sich viele Tiere. Auch die Menschen scheinen diese Bauten anzuziehen, sie sonnten sich unterhalb dieses Gebäudes.

27 April 2010 Lippethal


Am nächsten Morgen - ich brach schon früh auf - kam auch schon ein Hofbesitzer und schaute mit seinem Hund vorbei, bestimmend, jedoch freundlich und fragte, ob ich etwas gesehen hätte, ein Tier oder ähnliches. Ich hatte lediglich ein Reh gesehen, gab ich zur Auskunft und daß ich mich gleich aufmachen würde. Dann war der kurze Wortwechsel auch schon beendet. Nach etwa einer knappen Stunde konnte ich mich dann wieder auf den Weg begeben.
In Rietberg fand 2008 eine Landesgartenschau statt, die zwar als solche im Eingang der Stadt noch zu erkennen war, mich jedoch mit ihrem pseudo-ökologischen "Jetzt lassen wir das mal wachsen"-Anstrich nicht mehr so interessiert hat. Im Gegensatz zur Innenstadt. Vor der Pfarrkirche St. Johannes Baptist habe ich eine mittelalterliche Platzlicht - vielleicht eine alte Laterne - gefunden, die ich so noch nirgendwo gesehen hatte.


So könnte eine Straßenlaterne
im Mittelalter ausgesehen haben

Lippstadt hat eine schöne Altstadt und eine interessante Großkirche - St. Marien - auf einem großen Marktplatz. Die vielen Fachwerkhäuser drumherum waren mit Schnittzereien verziert und mit Farben und Blattmessing verschönert. Immer wieder interessierten mich die in Mitteldeutsch verfassten Spruchbänder, die in die Zwischenbodenbalken geschnitten waren. Werte und Weisheiten waren den mittelalterlichen Leuten anscheinend sehr wichtig.

Sankt Marien in Lippstadt.
Dem romanischen Teil im Hintergrund folgte Mitte des 15 Jhrts.
ein spätgotischer nicht so schöner Hallenchor im Vordergrund

Um Herzfeld mit einer der ältesten Pilgerstätten in NRW, dem Dom St. Ida, den man vom weiten als das höchste Bauwerk von vielen Seiten im Lippethal sehen kann, habe ich mich ständig in den Wegen verfahren, die die Landschaft wie ein Fischschuppenpanzer unterteilen. Die Richtungen der Wege lassen sich nicht vom Eingang her erschließen, sodaß ich ständig im Kreis gefahren bin.

Der älteste Pilgerort in Westfalen - Dom St. Ida.
Weit und breit gibt es kein größeres Gebäude in der Gegend.
Wenn man dem Gebäude näher kommt fragt man sich nur,
was wollen die Leute mit so einem Dom hier mitten im Dorf?

Auf einem Acker oben zwischen Frölich und Assen habe ich mein Zelt auf einer Wiese bei einem Wäldchen hinter den Äckern aufgeschlagen. Es ist ein sehr warmer Tag gewesen und ich fürchtete, es könne am nächsten Tag gewittern.



Überall fand ich wilde Fasane, die ursprünglich aus Zentralasien stammen
und mit den Römern nach Europa gebracht wurden.
Dieser dort war gerade in einem Kampf mit einem anderen Hahn verwickelt.
Ich hatte die beiden - wie später auch ein Paar Rehe - beim Revierkampf irritiert.

26 April 2010 Herrmannsdenkmal ins Münsterland


Ein regnerischer Tag. Der Berg zum Hermannsdenkmal liegt an. Trotzdes Schlafens schiebe ich das Rad, wie auch später noch im Siegerland wieder. Nach einer längeren Suche - es ist Montag und keine Menschenseele auf dem Berg, was ich eigentlich auch toll finde - finde ich schließlich den Parkplatz mit Restaurant und anschließendem Park. Verwöhnt von unserer Goldelse bin ich recht ernüchtert, was die Detailarbeit am Denkmal anbelangt. Eine Nachkriegstafel mahnt zum Gedenken an die falsche Interpretation in der Nazizeit.



Schon beeindruckend groß in Zahlen, aber wie gesagt, mich hat es nicht sooo stark berührt, die Gedenktafel mehr, deren genauer Wortlaut mir leider nicht mehr im Gedächtnis ist.
Naja, dann den Berg runter nach Hiddesen. Dort habe ich wieder einmal einen freundlichen Radfahrer getroffen, der mir Auskunft geben konnte. So fuhr ich durch die Niederung des Teutoburger Waldes hindurch nach Augustdorf, durch militärischen Sperrgebiet hindurch, daß mich stark an die DDR erinnerte. Überall waren Wachhäuschen aufgestellt und besetzt. Eine Betonstraße führte durch den Wald, wo man nirgends halten konnte. Über die Autobahn bei Eselheide weiter nach Neuenriege, Espeln, Steinhorst, Westerwiehe bis vor Rietberg. Überall auf dem Weg stehen Höfe in etwa auf Sichtweite. Es gibt kaum Wäldchen oder Hecken. Man ist meistens von einem Hof aus zu sehen. So war ich gezwungen, mich auf einer Wiese neben einer Hecke zu platzieren, um keinen Unmut aufkommen zu lassen, denn so erschien mir die Stimmung.

30 April 2010 Borken - Holland


In der Nacht bin ich von seltsamen Glüherscheinungen aufgewacht. Einmal draußen und dann hatte es auch im Zelt kurz aufgeleuchtet. Mein Vater meinte im Ätherraum, es wäre sein Vater, also mein Großvater, den ich garnicht mehr kennen gelernt hatte. Ein mir vertrauter Rachegeist - der sich meistens in Form eines vollbartigen, fülligen Braunhaarigen mit eine Gemütsruhe zeigt - meinte es soll sich lediglich um Glühwürmchen handeln, was mich zum Lachen brachte, weil ich Glühwürmchen kenne und das Leuchten garnicht dazu passte und es auch nicht die richtige Jahreszeit ist. Dann ließ mein Vater noch ein ordentliches Monster auf mich los, was ich mit Krishnas Hilfe abwehren konnte.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter. Bei Heiden wies ein Hinweisschild ein Dolmengrab aus - die Düwelsteene. Ich nahm die Gelegenheit war, um das Nachzuholen, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte und schoss ein paar Bilder dort.

Eine Schautafel erzählt von der Sage
und von der Bautechnik um die 4000 v. Chr.







In Borken mußte ich eine Bank suchen, da es in Holland keinen Bankenverbund gibt und ich für das Geldabheben hätte zahlen müssen. Ich hob 40 Euro zu meinen 20 Euro ab kaufte noch mal bei einem schäbigen Plus für das lange Wochenende ein und fuhr dann im Regen weiter in Richtung Burlo . In Oeding passiert man schon die unscheinbare Grenze. Aber sofort deuten große, breite Fahrradwege auf die Überquerung der Staatsgrenze hin, daß man die Staatsgrenze überquert hat. Ich bin nach dem nächsten Ort sofort in die Büsche gegangen und habe zum ersten Mal mein Zelt in Holland aufgeschlagen.